Logo der Werkstatt Zukunft Gesundheit. Thüringen 2030
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Mit dem Auftaktworkshop im September 2022, im Dorint Hotel Erfurt, startete der Werkstattprozess offiziell und schaffte damit die Grundlage für die gemeinsame Zusammenarbeit. Nach einem Impulsvortrag und einer kurzen Podiumsdiskussion mit den Teilnehmern des strategischen Denkkreises (Landeskrankenhausgesellschaft, Landesärztekammer, Kassenärztliche Vereinigung, Verband der Krankenkassen und Verband der Ersatzkassen) wurde gleich die erste Arbeit in Kleingruppen umgesetzt.

Es wurden Herausforderungen und Chancen zu dem im Zielbild 2030 identifizierten Themenkomplexen gesammelt und diskutiert. Die Kleingruppen boten die Gelegenheit, zu den Themen: Qualität der Versorgung, Kommunikation von Veränderungen, Vernetzung und Kooperation, Bedarfsgerechtigkeit sowie Fachkräfte und Qualifizierung, die unterschiedlichen Positionen der einzelnen Institutionen kennen zu lernen und sich darüber auszutauschen.

Die breite Sammlung der Ergebnisse diente zum einen dazu, einen Dialograum zwischen den unterschiedlichen beteiligten Institutionen zu schaffen und gleichzeitig Themen für die Strukturierung der weiteren Workshops zusammenzutragen.

Der digitale Workshop 2 stand unter der Überschrift „Strukturen und Planung“. Er startete mit zwei Impulsvorträgen zur Krankenhausplanung vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen und der Frage, ob es in Thüringen Strukturveränderungen braucht.

Herr Prof. Dr. Andreas Beivers referierte zu den Grundlagen der Krankenhausplanung. Er wies auf die Notwendigkeit von Veränderung hin und verdeutlichte, dass neben Politik, Kostenträgern und Leistungserbringern auch die Bürgerinnen und Bürger mit auf dem Weg genommen werden müssen. Dar-über hinaus hat er auf Konflikte zwischen den Zielen Bedarfsgerechtigkeit, Qualität, Finanzierbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Flächendeckung hingewiesen.

Anschließend hat Dr. Adam Pilny die Frage erörtert, ob die Thüringer Krankenhaus-Landschaft neue Strukturen braucht. Nach seiner Aussage geht es den Thüringer Krankenhäusern besser als denen im gesamtdeutschen Durchschnitt. Er beschäftigte sich mit Perspektiven wie die Entwicklung der stationären Leistungsmenge aussehen könnte. Die größte Herausforderung sei der heraufziehende Engpass der Ressource Personal. Immer weniger Menschen können mithelfen, eine Medizin und Pflege in Würde zu erbringen.

Im Anschluss an beide Vorträge gab es eine Arbeitsphase in acht Akteurs homogenen Kleingruppen. Dort diskutierte man die Leitfrage: „Welche Anforderungen an den zukünftigen Krankenhaus-Plan ergeben sich und was wäre Ihnen wichtig, im Krankenhausplan zu reflektieren?“ Das Ergebnis dieser Gruppendiskussionen befindet sich als Auflistung im Download-Bereich.
Die größte Schnittmenge gab es zum Thema neue sektorenverbindende Versorgungsmodelle, dabei lag der Schwerpunkt auf der Schaffung von Kooperationsanreizen. Man beschäftigte sich mit der Frage, nach dem Versorgungsbedarf und wie dieser perspektivisch ermittelt werden soll und in welchem regionalen Zuschnitt (Raumordnung und KH-Planung) dieser betrachtet werden sollte. Es wurde auch die Frage nach einer Patientensteuerung und deren Verankerung im KH-Plan aufgemacht.

Das Resümee dieses Workshops war, dass es einen gelenkten Strukturwandel braucht.

Workshop 3 (digitales Format) widmete sich u.a. der Frage, wie Transformationsprozesse der Krankenhausplanung aktuell in drei anderen Bundesländern vollzogen werden.

Für Nordrhein-Westfalen referierte Herr Langenberg, zu diesem Zeitpunkt noch tätig im nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium. Der niedersächsische Prozess wurde vorgestellt von Herrn Dr. Robbers vom niedersächsischen Gesundheitsministerium, flankiert vom Vortrag von Herrn Prof. Dr. Schneider, der die niedersächsische Enquetekommission zur Krankenhausreform begleitet hat. Für das sächsische Gesundheitsministerium war Frau Rügen zugeschaltet.
Die Referierenden haben jeweils die Spezifika ihres Veränderungsprozesses herausgearbeitet, gleichzeitig aber auch Einblick in den Prozessverlauf und die Zusammenarbeit der Akteure gegeben. Alle Referierenden haben das partizipative Element, welches auch den Prozess hier in Thüringen auszeichnet, in seiner Wichtigkeit besonders hervorgehoben.

Als konkretes Umsetzungsbeispiel für eine Transformation aus der Praxis wurde von Herrn Bohm von der AGENON-Gesellschaft das Vorhaben einer Strukturmigration im ländlichen Raum in Templin vorgestellt – ein Projekt, das im Rahmen des Innovationsfonds umgesetzt wurde.

Im zweiten Teil des Workshops hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, entlang von Leitfragen die Prozessbeispiele aus den anderen Bundesländern sowie das Umsetzungsbeispiel aus Templin zu diskutieren und Fragen an die Referierenden zu erarbeiten. Die Ergebnisse dieser Kleingruppenarbeit finden Sie ebenso im Download-Bereich.

Auch dieser Workshop bekräftigte, dass Thüringen abwägen sollte, welche Form des Strukturwandels passend ist und welchen Rahmen der Krankenhausplan dafür geben muss. Für den anstehenden Transformationsprozess braucht es Finanzmittel in hinreichender Höhe sowie die Vorgabe einer formalrechtlichen Regelung (Änderungen im KH-Gesetz) um die Zusammenarbeit der Akteure vor Ort voranzutreiben.

Ein Resümee dieses Workshops war es, dass es für den beschriebenen Strukturwandel und die Umsetzung neuer Versorgungsmodelle unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit (Kooperation und Vernetzung) braucht, die in Workshop 4 bearbeitet wurden.

Dr. Martin Albrecht vom IGES Institut gab den Einstieg als Erster in den Workshop 4.

Er berichtete über neue Perspektiven der Ambulantisierung und zum Gutachten zur Weiterentwicklung des AOP-Katalogs. Dabei hat er auch die Entwicklung des AOP-Kataloges in Beziehung gesetzt zu den aktuellen Vorhaben des Bundesgesundheitsministeriums.

Die Ergebnisdarstellung der Regierungskommission zur Krankenhausreform erläuterte Herr Weller, Leiter der Abteilung 2: Gesundheitsversorgung, Krankenversicherung im Bundesgesundheitsministerium. Wichtig sei das Thema Anreize für Kooperationen zwischen Krankenhäusern zu schaffen. Es wurde skizziert, dass eine Versorgung auf unterschiedlichen Versorgungsstufen eine engere Vernetzung der Krankenhäuser erforderlich macht. Vorteile dabei wären Patientenpfade gemeinsam abzustimmen, Wege einer gemeinsamen Entscheidungsfindung (z.B. frühzeitige Identifikation von Risikopatienten) zu entwickeln oder eine interdisziplinäre Beratung komplexer Fälle durch eine telemedizinische Vernetzung auf den Weg zu bringen. Auch mit Blick auf die Ausbildung von medizinischem Personal sowie gemeinsamer Personalakquise wird Kooperation notwendig.

In der anschließenden Kleingruppenphase gab es Input zu verschiedenen Praxisbeispielen zu unter-schiedlichen Formen von Kooperation und Vernetzung. Dabei diskutierte man, welche Gelingensfak-toren zum Erfolg führten und ob sich diese ggf. generalisieren lassen.

Die Praxisbeispiele waren:

Im Ergebnis wurde herausgearbeitet, dass Kooperationsformen (themenspezifische Netzwerke) eine sinnvolle Unterstützungsstruktur darstellen können, die zu einer Qualität der Versorgung beitragen können. Es stellte sich die Frage, wie solche Netzwerkstrukturen oder auch Pfad-Modelle inkl. der dafür benötigten Patientenlogistik im Krankenhausplan verankert werden sollen und können. Basis für gelingende Kooperationen sind Kommunikation, Akzeptanz und Vertrauen.

Ausgehend von den Inhalten und Diskussionen der vorausgegangenen Workshops wurden im Nachgang an den vierten Workshop Thesen entwickelt.

In diesen Thesen sind die wesentlichen Diskussionsstränge abgebildet. Die Thesen bildeten den Ausgangspunkt für die Diskussion im Abschlussworkshop im Januar 2023. In einem ersten Schritt ordneten die Teilnehmenden jede These mit Blick auf zwei Dimensionen ein. Die erste Dimension bildete die Priorität der These in Relation zu den sonstigen Thesen und die zweite Dimension die Größe der Herausforderungen bzgl. der Konsentierung noch offener Fragen bzw. der Umsetzung. Ziel dieses Workshops war es, in den Diskussionen in den Kleingruppen möglichst konkret bereits Themenschwerpunkte und Fragestellungen für die Beauftragung des Gutachtens für den 8. Thüringer Krankenhausplan herauszuarbeiten und ein Bild davon zu bekommen, in welchen Bereichen Konsens herrscht. Es sollte jedoch auch deutlich werden, zu welchen Punkten es weiterhin Kontroversen gibt. Gleichzeitig wurde herausgearbeitet, wie mit den dann noch offenen Themen und Fragen (die nicht im Gutachten bearbeitet werden sollen) weiter umgegangen werden soll.

Im ersten Impulsvortrag des Tages hob Frau Engehausen (Beraterin, Expertin Gesundheitswesen) Patient:innensicherheit als wichtigen Bestandteil der Gesundheitsversorgung und als Investition in ein vertrauensvolles Miteinander hervor. Patient:innensicherheitskultur, so ihre Aussage, sei auf allen Ebenen des Gesundheitswesens sowie Patient:innensicherheitskompetenz bei allen Beteiligten des Gesundheitssystems auszubauen.

Dr. Andreeva von der Landeskontaktstelle für Selbsthilfe Thüringen e.V. wies in ihrem Impulsvortrag darauf hin, dass die Krankenhausplanung aus Sicht der Patient:innen vor allem die personelle Ausstattung der Häuser und die finanzielle Absicherung der stationären Versorgung im Blick haben müsse. Außerdem solle sie auf eine Beteiligung von Patient:innen und hinwirken.

Abschließend erläuterte Dr. Eichelberger, Referentin im Krankenhausreferat des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (TMASGFF) den formellen Weg zum 8. Thüringer Krankenhausplan sowie Notwendigkeit und mögliche Inhalte eines vorbereitenden Gutachtens für diesen.

Der bisherige Werkstattprozess befasste sich mit zukünftig anstehenden Veränderungen der Versorgungsstrukturen, insbesondere jenen der Krankenhauslandschaft in Thüringen. Die anstehende Transformation muss aber auch kommunikativ begleitet werden. Dabei gilt es, Bürger:innen, Patient:innen, Kommunalpolitik und alle weiteren Stakeholder einzubeziehen.

Veränderungen sollten sondern als Gewinn an Versorgungsqualität wahrgenommen werden. Zentrale Kernbotschaft sollte sein, dass mit dem 8. Thüringer Krankenhausplan eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Versorgung sichergestellt werden kann.

Eine Initiative des:
Freistaat Thüringen - Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie
Begleitet durch:
Agethur